Leseproben

Nach Mexiko, Florida, England und Kentucky war Andermatt Endstation der «Goldfinger»­ Produktionstour. Die «Bond»­-Macher drehten mit Sean Connery in der Hauptrolle mitten im hochsensiblen Réduit National.

… Der im Urserental gedrehte Handlungsstrang dauert knapp sechs Minuten. Es ist eine Art «short road movie», dessen dramaturgische Funktion vor allem darin besteht, den heimlichen Star des Films in Szene zu setzen – den Aston Martin DB5. Bonds Dienstwagen wird kühn über die helvetischen Passstrassen zum grossen Auftritt herangefahren: zum Gefecht in den Fabrikhallen Goldfingers. …

… Die «Bond»­Macher marschierten in Andermatt in militärisch hochsensibles Territorium ein, sie drehten mitten im Réduit National. Das schweizerische System von Verteidigungsanlagen erstreckt sich über Gotthard­, Oberalp­, Furka­ und Grimselpass. Eon hatte bloss unter der Bedingung eine Drehbewilligung erhalten, dass Offiziere des Festungskorps die Filmarbeiten überwachen würden.

Doch die Festungssoldaten zeigten sich unerwartet kooperativ. Während die Crew drehte, donnerte eine in Andermatt stationierte Artillerieeinheit mit ihren 7,5-Zentimeter-Haubitzen zu ü̈bungszwecken in den Himmel. Hamiltons Tontechniker war begeistert. Für die Schlussszene von «Goldfinger», in der Soldaten das besetzte Fort Knox zurückerobern, fehlte nämlich noch der Gefechtslärm. Schliesslich wurde es dem Tontechniker erlaubt, das Knallen der Schweizer Haubitzen aus nächster Nähe auf Tonband aufzunehmen – Monate später, mit der Premiere des Filmes, ging der Lärm des Réduit national um die Welt. …

Auszug aus dem Kapitel «James Bond jagt Goldfinger ausgrechnet im Urserntal»
Autoren: Michael Marti und Peter Wälty

 

Immer Ende Oktober ziehen mit Jutesäcken vermummte Gestalten aus dem Gurschenwald ins Dorf. Sie erinnern an die «Woldmanndlii», die der Überlieferung nach bei der Schneeschmelze im Bannwald unterwegs waren, um diesen zu «schönen».

… Nicht nur die Kirchen, auch viele Bürgerhäuser zeugen von dem Wohlstand einzelner Urschner Familien. Der Verkehr über den Gotthard, Viehhandel und Alpwirtschaft sowie Dienste in fremden Heeren brachten Geld in das Tal. Und andere Ideen und Denkweisen. Noch heute gilt der Urschner als weltoffen und an vielem interessiert. Wen wundert’s, dass die bekanntesten Urner Künstler wie der zu seiner Zeit hoch angesehene Porträtmaler Adolf Müller-Ury (1862–1947), der Maler und Dichter Heinrich Danioth (1896–1953) sowie der mit seinem Werk «Goldener Ring über Uri» bekannt gewordene Volkskundler Eduard Renner (1891–1952) über Urschner Wurzeln verfügen. Von der den Urschnern ebenfalls eigenen frohen Lebensart zeugen die zahlreichen launigen «Urner Liätli»» von Ady Regli (1903–1981), die noch heute gerne gesungen werden.

A propos Geld: In Luxus geschwelgt hat früher hier niemand. Es sich aber gut gehen lassen schon. Dies zeigt eindrücklich das Talmuseum Ursern, das im ehemaligen Wohnhaus von Talammann Franz Dominik Nager untergebracht ist. Allein schon die farbenfrohe Fassade macht klar, dass hier kein Kostverächter gewohnt hat. Und erst das Innere. Reich geschnitzte Türen, ein prächtiges Stubenbuffet und wertvolles Getäfer belegen den lebensfrohen Kunstsinn des einstigen Besitzers. Hier im Museum erhält man überdies einen glänzenden Einblick in die Geschichte, Wirtschaft und Kultur des Hochtals am Gotthard. …

Auszug aus dem Kapitel «Die Lebenskunst der Urschner»
Autor: Stefan Fryberg